Schwierigkeitsgrad der Proben

Die Proben können bei der Vorbereitung und dem Schwierigkeitsgrad zwischen verschiedenen Lehrern sehr unterschiedlich ausfallen. Dies ist in der Regel schul- und lehrerabhängig und nicht nur eine vage Intuition. Bei einem Vergleich der Probearbeiten zweier Lehrer, wird das schnell augenfällig. Dies ist auch der Grund, weshalb gerne bei Parallelklasse gleiche Proben geschrieben werden. Ein Vergleich findet eher schulintern statt und man möchte innerhalb der Schule natürlich solche Diskussionen vermeiden. Doch diese scheinbare Gleichheit innerhalb der Schule klappt oft trotzdem nicht. Denn für die eine Klasse wird auch diese gleiche Probe schwerer sein als für eine andere, derer Klassenlehrer die Kinder anders vorbereitet. Die Aufgabenstellung ist nur eine von folgenden Stellschrauben:

  • Menge der Hefteinträge, die zu einem Thema gemacht werden. Hier sieht man die Anteile des Unterrichtsstoffes, der schriftlich oder nur mündlich behandelt wurde. Je mehr die Schüler zuhause schriftlich vorliegen haben, desto leichter ist die Vorbereitung.
  • Der vereinbarte Notenschlüssel der Schule. Hier gibt es schwere und leichte Notenschlüssel. Der Notenschlüssel wir in der Lehrerkonferenz festgelegt und gilt verbindlich für die ganze Schule. Er kann in Ausnahmen in pädagogischer Freiheit des Lehrers abgeändert werden.
  • Die tatsächliche Verteilung der vier Anforderungsstufen in einer Probe. Je mehr Transfer und Reflexion verlangt sind, desto schwerer wird die Probe.
  • Maß der Vorbereitung im Unterricht auf Transfer und Reflexionsaufgaben. Je mehr eine Klasse dies übt, desto besser kann sie in der Probe mit unbekannten Aufgaben umgehen.
  • Transparenz bei der Nennung des Unterrichtsstoffes bei Ankündigung der Probe. Je genauer der Lehrer den Lernstoff benennt, desto zielgerichteter ist die Vorbereitung.
  • Grundwissen kann zusätzlich in allen Proben abgefragt werden. Auch hier finden sich zusätzlich Fehlerquellen.
  • Unterstützung der Probenvorbereitung zuhause: Günstig sind wenig fachfremde Hausaufgaben vor der Probe (z.B. kein Deutschaufsatz vor einer HSU-Probe) und vermehrt Hausaufgaben zur Wiederholung und Vertiefung des Unterrichtsstoffes der Probe.

Letztendlich sind die Proben zwischen verschiedenen Lehrern durch viele Parameter beeinflußt. All diese Spielraummöglichkeiten sind der Grund, weshalb bei der Übertrittssituation in Bayern so große Unterschiede im Schwierigkeitsgrad vorliegen. Diese unumgängliche Lehrerabhängigkeit ist der Grund, weshalb hier nicht von Chancengleichheit beim Übertritt gesprochen werden kann.

Nach dem ISB gibt es vier Anforderungsstufen bei einer Probe:

  1. Reproduktion: 40%
  2. Reorganisation 30%
  3. Transfer: 20%
  4. Problemlösendes Denken: 10%

Prinzipielles:

  • Reproduktion ist die „Sechser-Bremse“
  • ReproduktionReorganisation fehlerfrei sollte die Note „befriedigend“ ergeben.
  • ReproduktionReorganisation + Transfer fehlerfrei sollte die Note „gut“ ergeben.
  • Die Aufgaben des Problemlösendes Denken sind die „Einser-Bremse“.

So können Sie das Anforderungsniveau überprüfen:

  1. Ordnen Sie die Aufgaben den Anforderungsebenen zu.
  2. Rechnen Sie die zu errechnen Punkte einer Anforderungsebene zusammen.
  3. Überprüfen Sie den prozentualen Anteil der Punkte.
  4. Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit dem Noten-Punkte-Schritten der Probe.

Hier die verschiedenen Anforderungsstufen nochmals mit Beispielen

1. Leistungsstufe: Reproduktion (40 %)

  • Die Antworten zu den Fragen stehen unverändert und Eins-zu-Eins im Heft, auf Arbeitsblättern oder im Buch.
  • Korrekte Wiedergabe des auswendig Gelernten ohne weitere Verständnisleistung oder Wertung.
    • Beispiele:
      • Deutsch:  Schreibe die lateinischen Begriffe  für die vier Fälle auf.
      • Mathe:      100l = ____hl
      • HSU:         Nenne die drei Aggregatzustände des Wassers

2. Leistungsstufe: Reorganisation (30 %)

  • Wiedergabe des gelernten Wissens, allerdings in veränderter Form.
  • Die Antworten auf diese Fragen steht so nicht direkt im Heft, sind aber aus dem Auswendiggelernten leicht abzuleiten.
  • Hier zeigt sich, dass das auswendig Gelernte im Wesentlichen verstanden wurde.
    • Beispiele:
      • Deutsch:  In jedem Satz ist ein Satzglied unterstrichen. Stelle die passende Frage dazu und bestimme den Fall!
      • Mathe:      231 x 3 =
      • HSU:         Wasser gefriert bei 4Grad. Richtig oder falsch?

3. Leistungsstufe: Transfer (20 %) 

  • Übertragung und Anwendung des Gelernten auf ähnliche Sachverhalte und neue Gebiete.
  • Der Schüler hat die grundlegende Prinzipien des Lernstoffes klar erkannt und kann die Prinzipien des Gelernten auf neue, wenn auch ähnliche Aufgabenstellungen übertragen.
    • Beispiele:
      • Deutsch:  Bilde mit den Verben … Sätze. Verwende jeweils mindestens 5 Satzglieder.
      • Mathe:      Mein Körper hat zwei Kanten. Es ist ein(e) ______
      • HSU:          Suche dir 2 Gründe aus, warum es immer weniger sauberes Wasser gibt und erläutere sie näher.

4. Leistungsstufe: Problemlösendes Denken (10 %) 

  • Das Gelernte kann auf unbekannte Aufgabenstellungen sicher übertragen werden.
  • Hierzu sind Kreativität und eigenständiges Denken für neue Lösungswege nötig.
    •  Beispiele:
      • Deutsch:  Schreibe 2 zusammengesetzte Adjektive aus: 1. Adjektiv + Adjektiv, 2. Nomen + Adjektiv
      • Mathe:      Schwierige Sachaufgabe, deren Lösungsweg noch nicht mit der Klasse durchgenommen wurde.
      • HSU:          Gibt es Leben auf dem Mond? Begründe deine Antwort.