Korrektur Hühner

Proben sollen die Kompetenzen des Schülers messen. Im Folgenden sieht man zwei Aufgaben einer Probe, in denen der Antwortspielraum des Kindes nicht geachtet wurde. Die Lehrerin erwartete bestimmte Antworten und war nicht bereit, weitere richtige Antworten zu akzeptieren.

Das Kind nennt zwei Punkte, die Hühner bei Freilandhaltung erfahren:

1.    Sie haben Auslauf.
2.    Sie haben frische Luft.

Die Lehrkraft notiert dazu: „Dasselbe“

Jedoch:

Zu 1. „Auslauf“ bedeutet für die Tiere mehr Bewegungsfreiraum, sie leiden also nicht an Bewegungsmangel wie in Käfigen.
Zu 2. „Frische Luft“ bedeutet für die Tiere eine geringere Ansteckungsgefahr. Viren und Bakterien werde in geschlossenen Räumen deutlich leichter übertragen.

Auslauf und frische Luft sind nicht „dasselbe“ und beides korrekte und unterschiedliche Antworten.

Das Kind nennt zwei Punkte, die Hühner bei Freilandhaltung erfahren:

1.    Sie haben Auslauf.
2.    Sie haben frische Luft.

Die Lehrkraft notiert dazu: „Dasselbe“

Hühner können verschieden gehalten werden: Bodenhalten, Freilandhaltung, usw. Das Kind nennt als Oberbegriff „Haltungen“. Die erwartete die Antwort der Lehrerin war „Haltungsform“, das Kind bekam nur einen halben Punkt statt einem ganzen. Tatsächlich werden im Sprachgebrauch der Begriff "Haltungen" neben "Haltungsform" auch verwendet, wenn auch seltener.

Sicherlich kann getestet werden, ob das Kind genau den Begriff verwendet, der im Heft notiert steht. Doch hätte dann nicht in der Aufgabe stehen müssen: "Verwende genau die Begriffe, die im Heft stehen!" Bei der Korrektur muss der Antwortspielraum des Kinder beachtet werden. Richtige Antworten dürfen nicht als falsch gewertet werden.

Was dann passiert ist

Beide Punktverluste führte zur Abwertung der Gesamtnote. Die Korrekturen wurden nicht weder von der Lehrerin noch von der Schulleitung verändert.

Wichtiger Hinweis

In Schulen arbeiten Menschen und Menschen machen Fehler. Das ist zunächst kein Problem. Es kann und darf passieren, dass Aufgaben nicht eindeutig gestellt werden, Aufgaben für die Klassenstufen nicht angemessen sind oder auch eine Korrektur nicht korrekt ist. Allerdings erscheint es nicht akzeptabel, wenn eine Lehrerin oder ein Lehrer sich bei der Bitte der Eltern, eine Aufgabe nochmals zu überprüfen, sich nicht auf die Sachebene einläßt.

Unsere persönliche Erfahrung zeigt: Dieses Problem tritt in Grundschulen auf. Hier findet sich sehr häufig die Haltung, dass Korrekturen von Proben nicht verändert werden, da man befürchtet, es könnte Schule machen und zahlreichen Eltern könnten dann zum Punktfeilschen kommen. Es wird also versucht Eltern konstant zu frustrieren, unabhängig davon, ob das Anliegen der Eltern berechtigt ist oder nicht.

Auch tritt das Problem deshalb in Grundschulen auf, da die Anzahl der fehlenden Punkte zur nächsten Note so gering ist. Für den Übertritt bedarf es oftmals der Note 1 oder 2. Diese Noten sind in der Regel 2-3 Punkte voneinander entfernt. So führt ein nicht gerechtfertigt abgezogener Punkt sehr häufig zum Abwerten der Note. Und oftmals kann das auch die Übertrittsempfehlung verändern.